In der Formel des perversen Phantasmas von de Sade (Lacan 1966, 145) wird eine Schlängelbewegung des Subjekts sichtbar gemacht. Zu einem Begehren nach einem mütterlichen Rest a mischt sich ein Wille zum Genießen. Dessen Intensität lässt das Subjekt gleichsam über sein erstes Ziel hinausschießen. Das barrierte Subjekt wird zur Durchgangsstation für ein perverses Subjekt, das sich für ganz hält, zumal es sein Begehren jederzeit selbst und unter Verleugnung des Anderen, der lediglich in der barre auftaucht, befriedigen zu können vermeint.
Bemerkenswert an dieser Darstellung ist die Verschlingung zweier subjektiver Formationen: Die Formel für das nicht-perverse Phantasma bildet die Basis für das perverse Phantasma. Lacan spricht im genannten Text von der „Utopie des Begehrens“, die in der Rautenverbindung zwischen a und barriertem S dargestellt ist. Ohne den Willen zum Genießen kann sich umgekehrt das barrierte Subjekt nicht formieren. Das polymorph Perverse bildet den unverzichtbaren Horizont der Objektbeziehung.
So besehen lassen sich Manifestationen einer perversen Gier wie die Umwandlung des Wiener Naschmarkts in eine gigantische open-air Kantine hoffnungsvoller ertragen. Die Utopie des Begehrens kann selbst in einem so abstoßenden Ausdruck von permanentem acting out eines Inkorporationswunsches nicht verloren gehen.
Lit.:
Lacan, Jacques (1966): Kant mit Sade, in: ders.: Schriften II (übers. von Chantal Creusot, Wolfgang Fietkau, Norbert Haas, Hans Jörg Rheinberger, Samuel M. Weber). Weinheim, Berlin: Quadriga, 3. korr. Aufl. 1991.