In einer thailändischen Bäckerei werden menschliche Körperteile in großen Vitrinen zum Kauf angeboten: Arme, Beine, noch blutige Gesichter, Hände, Nasen, Füße, ganze Rümpfe. Zerstückelte Körper. Sie werden nicht nur angeboten, sondern es gibt auch eine ausgesprochen rege Nachfrage nach ihnen.
Die Körperteile sind aus Brotteig geformt und gebacken. Eine erste Reaktion mag vielleicht dahin gehen, hier interkulturelle Differenzen zu behaupten im Umgang mit dem menschlichen Körper bis hin zur Unterstellung atavistischer, kannibalistischer Impulse. Mit etwas weniger großer Abwehr ließe sich die Sache auch als populäre Darstellung der bekannten Redewendung ansehen, dass wir manchmal jemanden zum Fressen gern haben. Oder wir könnten die Brotkörperteile auch im Kontext von Freuds Arbeit über Trauer und Melancholie als Illustration einer Objekteinverleibung nach einem Verlust sehen (Freud 1915, 536).
Das sind allesamt Versuche, unheimliche Eindrücke rasch in ein bekanntes Register einzuordnen. Indem wir Bedeutungen verleihen, tragen wir bei zur Reduktion von Angst, Ekel und anderen unangenehmen Empfindungen. Etwas radikal Anderes geht dabei allerdings verloren. Lacan hat es mit dem Neologismus ab-sens bezeichnet (Lacan 1973), was nicht mit nonsense zu verwechseln ist und mit dem Abwesendsein von Sinn zu tun hat. Er hat damit auf einen, in jeder ernsthaften Theorie des Unbewussten konstitutiven Aspekt aufmerksam gemacht, der weder wissenschaftlich noch mit irgendeinem bestehenden Sinnsystem eingeholt werden kann.
Literatur:
Freud, Sigmund (1915): Trauer und Melancholie. GW X, 428-446.
Lacan, Jacques (1973): L’étourdit, in: Scilicet 4, 5-25.