Auf der Psychoanalyse lastet hereditär eine Last, die Freud ihr aufgeladen hat: das Junktim von Forschen und Heilen. Zwar besteht genau durch diese Auflage die Möglichkeit, Psychoanalyse auf einfache Weise vor jeder disziplinären Einverleibung zu schützen. Gleichzeitig ist es aber dieses Junktim, was uns als TheoretikerInnen und PraktikerInnen immer wieder mit unseren eigenen Disziplinierungswünschen konfrontiert.
Von Foucault haben wir sehen gelernt, wie sich die Medizin im 19. Jahrhundert in eine Disziplin verwandelt hat, im Rahmen derer Subjekte unter weitgehendem Verzicht auf Gestaltung eines ödipalen Rahmens gemäß einer primär regelgeleiteten (heute würden wir sagen: evidence based) Forschung behandelt werden. Behandlungsmethoden müssen sich in Studien als wirksam(er) durchgesetzt haben, damit sie – einem Algorithmus gleich – angewendet werden dürfen. Forschung und Heilung geschieht gegenwärtig in der Medizin selten am selben Ort.
Das Junktim von Forschen und Heilen in der Psychoanalyse macht deutlich, dass Psychoanalyse nicht in der möglichst detailgenauen Anwendung von Forschungsergebnissen bestehen kann. Psychoanalyse als Heilkunst. Nur: Wie lassen sich psychoanalytische Forschungsergebnisse integrieren, ohne das imaginative Potential einer einzelnen Analyse durch den theoretischen Rahmen so einzuengen, dass mehr als das – jeweils schulenspezifisch – Gesuchte entdeckt werden kann? Discipulus heißt bekanntlich Schüler.
Konkret stellt sich dieses Problem hinsichtlich des ödipalen Bezugsrahmens psychoanalytischer Forschung, der emblematisch im obigen Werbefilm für Rasierklingen aufgegriffen ist. Es geht allerdings ganz offensichtlich um einen fight for kisses, der jener Erregung nahe zu stehen scheint, die Laplanche sexual, d.h. infantil pervers, nennt. Mit Laplanche ist zu fragen, ob es neben der, den Ödipuskomplex mitstrukturierenden Alternative von phallisch/kastriert nicht eine Vielzahl von geschmeidigeren, vielfältigeren und ambivalenteren Lösungen gibt.