Körper und Symptom

Lacan schreibt in seinem Text Joyce le Symptôme: “Ainsi des individus qu’Aristote prend pour des corps, peuvent n‘être rien que symptômes eux-mêmes relativement à d’autres corps. Une femme par exemple, elle est symptôme d’un autre corps” (cf. ders., Autres Ecrits, Paris: Seuil 2001, 569). Überraschend daran erscheinen auf den ersten Blick drei Momente. Zwei davon lassen sich zumindest philosophisch zuordnen, was auch noch nicht impliziert, dass sie verstanden werden können:

Jake and Dinos Chapman: Zygotic acceleration, biogenetic, desublimated libidinal model, 1995
Jake and Dinos Chapman: Zygotic acceleration, biogenetic, desublimated libidinal model, 199

1) Lacan denkt hier den Körper offensichtlich nicht von der Wahrnehmung eines einzelnen aus, sondern versucht sich den einzelnen Körper aus etwas Kollektivem Gewachsenes vorzustellen. Und kollektiv geht hier über eine Gemeinsamkeit mit der Mutter hinaus, indem mit dem Plural auf mehr als einen Körper angespielt wird. Diese Figur erinnert an die Tatsache, dass es bei Spinoza kein Subjekt gibt. Jake und Dinos Chapman erfassen etwas von dieser Fantasie.
2) Körper werden in dem Textausschnitt nicht
in einer uns heute geläufigen Weise von einer biologischen Materialität her beschrieben, die einem kognitiven Bereich gegenübersteht. Körper und Symptom haben hier eher einen gemeinsamen Seinsmodus, was auch an Spinoza erinnert.
3) Was mir aus der Textstelle nicht klar wird, ist, dass in dieser Sphäre einer Aufgliederung einer Substanz in verschiedene Modi die Geschlechtlichkeit eine Rolle spielt. Nicht genug, dass sie eine Rolle spielt – es ergibt sich aus der Tatsache, einen Körper zu haben, eine spezifische geschlechtliche Position der Frau. Zumindest sagt Lacan nicht, dass auch der Mann Symptom eines Körpers sein könnte.

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