Die Mutter ist ein Krokodil mit einem großen Maul (Lacan).
Die Kinder sehen nur den Schwanz des Krokodils. Phallische Phase. Sie wissen nicht, was sich an diesen Schwanz anschließt. Sie ängstigen sich, machen sich fantastische Bilder. Der ängstigende Körper der Mutter löst Fragen aus, die unbeantwortbar sind. Diese Fragen werden in ihrer Unbeantwortbarkeit als Verbot aufgefasst.
Als Inzestverbot.
Als Motor, sich dem nächsten Objekt zuzuwenden.
Ist es nicht das unergründlich Verborgene des mütterlichen Körper, das im mütterlichen Körper Verborgene, was, als Gefährlichkeit aufgenommen, den Gedanken des Verbots befördert?
Ein Deleuzianisches Genießen von Strömen stellt nicht genug Beruhigung bereit.
Dass ein Verbot Lust ermöglicht durch seine Übertretungsmöglichkeit, ist unbestreitbar.
Aber warum folgt aus der angsteinflößenden Unklarheit ein ödipales Verbot und nicht irgendein anderes? Wie sehen andere Verbote aus? Was ist das Ödipale am ödipalen Verbot? Seine Anbindung an konkrete Elternfiguren (die Lacan unterläuft, wenn er den ÖK strukturalistisch liest)? Der Gedanke einer Triangulierung? Die Enthüllung einer Schuld, die sich mit einem speziellen Drama verbindet? Warum nicht Hamlet-, Elektra- oder Rostam (der unwissend seinen ihm unbekannten Sohn tötet) – Komplex? Oder können solche anderen Mythen verwendet werden, um Strukturen und Entwicklungen zu begreifen, die wir im Hinblick auf Ödipus als defizient (neurotisch, psychotisch, pervers) zu lesen gewöhnt sind?