Dem canadischen Psychoanalytiker Willy Apollon (Gründungsmitglied von Gifric: Group interdisciplinaire freudien de recherches et d’interventions cliniques) gilt die Sprache im Anschluss an Lacan als ein Trauma, das eine Wunde hinterlässt. Damit wird nicht auf ein empirisches Faktum hingewiesen. Das Trauma entspricht weder einem historischen Ereignis noch einer imaginären Vorstellung. Sondern es bildet den nicht falsifizierbaren Rahmen einer psychoanalytischen Arbeit mit Psychotikern. Kastration wird nicht als Rettung vor einem unheilbringenden Durcheinander, sondern als Gefährdung einer Form des Genießens, jener Lust am Körper gefasst, die Jan Svankmajer in seinem Kurzfilm Meatlove darstellt.
Lacan versteht die Symbolische Ordnung während der Fünfziger und Sechziger Jahre vor allem als Friedensordnung, als Ergebnis eines notwendigen Paktes. Wer nicht spricht, wird, um Svankmajer zu zitieren, in die Pfanne gehauen. Subjektwerdung verknüpft sich ähnlich wie in mentalisierungsbasierten Therapiekonzepten mit einer Einführung in die Sprache.
Was aber bedeutet es für die klinische Arbeit, Sprechen auch als Verwundung aufzufassen?
Lit.: Willy Apollon, The Letter of the Body, in: ders., Danielle Bergeron, Lucie Cantin (2002): After Lacan. Clinical Practice and the Subject of the Unconscious, New York: State University of New York Press, 103-116.