Psychopolitik

Der Körper der Biopolitik ist ein disziplinierter Körper, der zur Produktionsmaschine gemacht wird. Nach Byung-Chul Han reicht das Konzept der körperlichen Disziplinierung nicht aus, um neoliberale Formen der Herrschaft zu beschreiben. Denn im Neoliberalismus ginge es nicht in erster Linie um die Überwindung körperlicher Widerstände, sondern um eine mentale Optimierung (vgl. Han 2015, 39). An die Stelle der Biomacht ist eine Psychomacht getreten, die den neoliberalen Imperativ der Selbstoptimierung durchsetzt. Han grenzt sich in der Verwendung des Ausdrucks “Psychopolitik” sowohl von Stiegler (2009) wie von Rau (2010) ab. Stiegler argumentiere auf Basis einer veralteten kulturkritischen Gegenüberstellung von Lesen, Schreiben und Fernsehen. Die Psychopolitik sei aber auf eine neue Weise mit der digitalen Technik verknüpft (vgl. Han 2015, 41). Und Rau verstehe unter Psychopolitik eine Form biopolitischer Herrschaft (vgl. ebd., 116), versuche den Begriff in Foucaults Zugang zu integrieren. Han hingegen meint mit “Psychopolitik” eine “machttechnische Engführung von Freiheit und Selbstausbeutung” (ebd., 42), die Foucault nicht gesehen habe.
Offen bleibt:
Wohin verschwindet der Körper der neoliberalen Politik?

Lit.:
Han, Byun-Chul (2015): Psychopolitik. Neoliberalismus und die neuen Machttechniken. Frankfurt/M.: Fischer.
Rau, Alexandra (2010): Psychopolitik. Macht, Subjekt und Arbeit in der neoliberalen Gesellschaft. Frankfurt/M.: Campus.
Stiegler, Bernard (2009): Von der Biopolitik zur Psychomacht. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

 

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